Netzwerkstatt für Frankfurt

Bericht Einweihung Erinnerungstafel Witzleben

„Ein Leben für ein besseres Deutschland“
 Netzwerkstatt ehrt Widerstandskämpfer Erwin von Witzleben mit Erinnerungstafel. Von Heinz Kannenberg

Am 25. April wurde in Frankfurt (Oder) eine Erinnerungstafel für Generalfeldmarschall Erwin von Witzleben feierlich eingeweiht. Die Tafel befindet sich an der Rudolf-Breitscheid-Straße 10, dem früheren Wohnhaus des späteren Widerstandskämpfers, das in den frühen 1930er-Jahren noch die Adresse Hohenzollernstraße 10 trug. Hier lebte von Witzleben von 1931 bis 1933 als Kommandeur des 8. (Preußischen) Infanterieregiments Frankfurt (Oder).

Mit der Gedenktafel würdigt die Frankfurter Netzwerkstatt im Rahmen ihres Projekts „Frankfurter Köpfe“ eine überregional bekannte Persönlichkeit, die zu den zentralen Figuren des militärischen Widerstands gegen den Nationalsozialismus gehörte. 

Erwin von Witzleben wurde nach dem gescheiterten Attentat auf Adolf Hitler am 20. Juli 1944 vom Volksgerichtshof zum Tode verurteilt und am 8. August desselben Jahres in Berlin-Plötzensee hingerichtet.
Oberst a.D. Karl-Christoph von Stünzner-Karbe, Sponsor der Tafel, betonte in seiner Ansprache die Bedeutung Frankfurts nicht nur als Kleiststadt, Hansestadt und Universitätsstandort, sondern auch als Garnisonsstadt. Besonders hob er von Witzlebens frühe Erkenntnisse über die verbrecherischen Ziele des NS-Regimes hervor. „Er ist nie von seinem Entschluss abgewichen, gegen Hitler zu handeln – trotz persönlicher Gefahren für sich und seine Familie“, so von Stünzner-Karbe. Witzleben sei in heutiger Zeit ein Vorbild für staatsbürgerliches Engagement. 

"Heute in dieser Zeit erneuter Umbrüche und Zeitenwenden in Europa und der Welt können wir Erwin von Witzleben glücklicherweise als uneingeschränktes Vorbild in unserer Geschichte finden. Mit der Erinnerungstafel in der Rudolf-Breitscheid-Straße haben wir einen inhaltsvollen, bescheidenen Weg gefunden, mit der Geschichte zu leben, sie zu nutzen und aus ihr zu lernen", betonte von Stünzner-Karbe.

Auch Hubertus von Witzleben, ein Großneffe vierten Grades, Jahrgang 1928, nahm an der Veranstaltung teil. In seinen Erinnerungen würdigte er nicht nur das mutige Handeln seines Vorfahren im militärischen Widerstand, sondern auch den menschlichen Anstand innerhalb der Familie. So berichtete er, dass die jüdische Familie Simon zu den engen Freunden der Witzlebens gehörte – und dass seine Großtante, die Frau von Erwin von Witzleben, den Boykottaufrufen der Nationalsozialisten offen widersprach, indem sie weiterhin bei der jüdischen Familie einkaufte. Ein stilles, aber eindrucksvolles Zeichen von Zivilcourage.

Die neue Tafel ist die vierte im Rahmen des Projekts „Frankfurter Köpfe“. Sie lädt dazu ein, sich mit Geschichte auseinanderzusetzen, sie lebendig zu halten und aus ihr zu lernen – ganz im Sinne von Erwin von Witzleben, der für ein anderes, besseres Deutschland starb, wie Karl-Christoph von Stünzner-Karbe betonte.

Heinz Kannenberg
1. Sprecher Netzwerkstatt