Netzwerkstatt für Frankfurt

Das Projekt Frankfurter Köpfe v. Tim S. Müller

Die Stadt Frankfurt (Oder) war in den zurückliegenden Dekaden und Jahrhunderten Wohn- und Wirkungsstätte vieler berühmter Persönlichkeiten. Vielen Frankfurterinnen und Frankfurtern ist heute kaum mehr bekannt, welch bedeutende Bürgerinnen und Bürger einst in der Oderstadt lebten.

Vor diesem Hintergrund hat es sich die Frankfurter Netzwerkstatt zu ihrem Auftrag gemacht, an berühmte und verdiente Frankfurterinnen und Frankfurter im Rahmen der Initiative Frankfurter Köpfe zu erinnern. Unterstützung findet die Netzwerkstatt dabei durch das Stadtarchiv der Stadt Frankfurt (Oder), durch das Kulturbüro sowie durch das Städtische Museum Viadrina. Momentan umfasst die Liste zu ehrender Persönlichkeiten weit über 80 Frauen und Männer, die zeitlebens oder zeitweilig in Frankfurt (Oder) wirkten. Prof. Dr. Gangolf Hübinger, einer der Initiatoren der Erinnerungstafeln, ordnet das Projekt wie folgt ein: „Erinnerungstafeln schaffen städtische Erinnerungsorte, stellen Raumbezüge her und setzen die Stadt biographisch in historische Kontinuitäten. In vielen Städten sind solche Tafeln an den ehemaligen Wohnhäusern markanter Personen ein fester Bestandteil ihrer lokalen Erinnerungskultur. […] Dabei kann ein ausführlicher biografischer Wegweiser durch die Frankfurter Geschichte, öffentlich sichtbar an den Häuserwänden, viel zum städtischen Selbstbewusstsein betragen.“[1]

Neben Franz von Gaudy (1800–1840) umfasst die Liste der zukünftig zu ehrenden Personen u. a. den Komponisten Carl Philipp Emanuel Bach (1714–1788), den Philosophen Alexander Gottlieb Baumgarten (1714–1762), den Buchdrucker Johann Eichorn (1524–1583), den Landschaftsmaler und Graphiker Max Heilmann (1869–1956), den Bildungsreformer Wilhelm von Humboldt (1767–1835) sowie dessen Bruder, den Forschungsreisenden Alexander von Humboldt (1769–1859), den Bakteriologen Friedrich Löffler (1852–1915), den Schriftsteller, Historiker und Verlagsbuchhändler Friedrich Nicolai (1733–1811), den Organisten und Komponisten Michael Prätorius (1571–1621), den Historiker Leopold von Ranke (1795–1886), den Theologen und Publizisten Christian Wilhelm Spiecker (1780–1858), die Künstlerin Elisabeth Tapper (1875–1936), die Malerin Lydia Elfriede Luzie Thum (1886–1952), den Olympioniken Hermann Weingärtner (1864–1919) und den Graphiker und Maler Heinrich Zille (1858–1929).

Die erste Erinnerungstafel der Frankfurter Netzwerkstatt wurde an 28. Juni 2024 in der Gubener Straße mit einem Festakt eingeweiht. Sie erinnert an die beiden Literaten Gottfried Benn (1886–1956) und Klabund (Alfred Henschke, 1890–1928), die während ihrer Schulzeit am Frankfurter Friedrichs-Gymnasium Zimmer in der Schülerpension von Agnes Leonhard in der heutigen Gubener Straße 31a bewohnten.

Einweihung der Erinnerungstafel für Gottfried Benn (1886–1956) und Klabund (Alfred Henschke, 1890–1928) am 28. Juni 2024 in der Gubener Straße in Frankfurt (Oder). Foto: Tim S. Müller (2024).

Am 7. November 2024 wurde als zweite die Erinnerungstafel für den 1944 im Konzentrationslager Auschwitz ermordeten Rabbiner und Autor Dr. Martin Salominski (1881–1944) an seinem ehemaligen Wohnhaus in der Lindenstraße 18 eingeweiht. Am 13. Dezember 2024 konnte zudem die Erinnerungstafel für Leopold von Ranke (1795–1886) an der heutigen Oderpromenade 8 der Allgemeinheit übergeben werden. Dort befand sich das Friedrichs-Gymnasium, an dem Ranke von 1818 bis 1825 als Oberlehrer wirkte und sein berühmtes Erstlingswerk Geschichten der romanischen und germanischen Völker von 1494 bis 1535 schrieb. Weitere Tafeln, darunter u. a. für den Frankfurter Altertumsforscher Michael Martin Lienau (1857–1936), für die sich erfreulicherweise bereits Sponsoren gefunden haben, sollen im Jahr 2025 folgen.

[1] Gangolf Hübinger: Erinnerungstafeln für herausragende Frankfurter Persönlichkeiten. In: Städtisches Museum Viadrina, Sign. 25.20.01.31 Netzwerk Gedenktafeln Frankfurt (Oder), hier: Einladung vom 12.6.2024.

bibliographischen Nachweis: Tim S. Müller: Franz von Gaudy – Ein Frankfurter Kopf. Das Projekt Frankfurter Köpfe, in: Doris Fouquet-Plümacher (Hg.): Franz von Gaudy aus/in Frankfurt an der Oder. Literarischer Strauß zu seinem 225. Geburtstag am 19. April 2025, Berlin 2025, S. 43-46.