Chancen nutzen -
Zukunft gestalten
Erklärung der
Frankfurter Netzwerkstatt und des Hanse Club Wirtschaft für Frankfurt
(Oder) und
Eisenhüttenstadt e. V.
Situation
Im aktuellen Prognos Standortatlas 2025 belegt Frankfurt (Oder)
Platz 332 von 400 deutschen Städten und Landkreisen. Das
bedeutet eine Verbesserung um 20 Plätze gegenüber dem Jahr 2022
– ein Fortschritt, der auf dem Papier gut aussieht, in der
Realität aber kaum spürbar ist. Denn Frankfurt bleibt damit im
bundesweiten Vergleich weiterhin auf den hinteren Rängen – vor
allem in zentralen Zukunftsfeldern wie Wettbewerbsfähigkeit und
Innovation: 2022 auf dem vorletzten Platz, 2025 auf Platz 378.
Dem gegenüber war die Einschätzung der Standortbedingungen
deutlich positiver. Beim Infrastrukturindex kam Frankfurt 2022
auf Platz 73.
Zum Vergleich: Während Frankfurt leicht aufholt, entwickeln
sich die umliegenden Regionen deutlich dynamischer. Oder-Spree
verbessert sich um 138 Plätze, Cottbus um 65, Märkisch-Oderland
um 35. Frankfurt gerät ins Hintertreffen. Die wirtschaftliche
Kraft des regionalen Oberzentrums bleibt schwach – und das
trotz guter infrastruktureller Voraussetzungen.
Eine Umfrage des Meinungsforschungsinstituts
Wahlkreisprognose.de im Jahr 2023 unter Frankfurterinnen und
Frankfurtern kommt zum Ergebnis, dass hohe Erwartungshaltungen
gegenüber der Stadtverwaltung bestehen. Die sozialen,
kulturellen und Freizeitangebote sollen verbessert werden. In
der städtischen Entwicklung soll Frankfurt (Oder)
vorankommen.
Mit der bisherigen Stadtpolitik ohne klare Wachstumsstrategie,
wurde kein Fundament für eine nachhaltige Stadtentwicklung
geschaffen.
Herausforderung
Die Frankfurter Steuereinnahmen liegen pro Kopf deutlich unter
dem Bundesdurchschnitt. Zuweisungen des Bundes und des Landes
Brandenburg schaffen für eine solide Ausfinanzierung der
Stadtentwicklung keinen Ausgleich. Eine kontinuierliche
Erhöhung dieser Zuweisungen ist aufgrund der angespannten
Bundes- und Landeshaushalte nicht zu erwarten.
Für Frankfurt (Oder) heißt das, sich auf die eigenen Kräfte zu
besinnen und alle Potentiale zu mobilisieren.
Herangehensweise
Frankfurt (Oder) braucht eine Stabilisierung und Erweiterung
der wirtschaftlichen Basis durch
- Stärkung der Bestandsunternehmen
- Unterstützung von Unternehmensgründungen
- Ansiedlung von Unternehmen
und eine klare Wachstumsstrategie mit der Ausrichtung auf
- Konzentration auf Branchen mit hoher Wertschöpfung
- Entwicklung von Projekten mit überregionaler und
grenzüberschreitender Attraktivität
- Nutzung des städtischen Expertenwissens
- Einbindung überregionaler Partner
- Nutzung überregionaler Netzwerke Frankfurter Einrichtungen
und Unternehmen
- Nutzung des Potentials der Europauniversität Viadrina
- Stärkung der städtischen Wirtschaftsförderstrukturen
Der Stadtverwaltung kommt aufgrund des Personalumfangs und der
hohen Konzentration an Ressourcen die zentrale
Steuerungsfunktion zu. Es braucht einen Paradigmenwechsel von
der Verwaltung zum Management der Stadt.
- Wandel vom zögerlichen Reagieren zum proaktiven Agieren
- Volle Transparenz in den Entscheidungsprozessen
- Bereitschaft zur Übernehme von Risiken durch die
Verwaltungsspitze in Abwägung zu den Chancen
- Erhöhung des Problembewusstseins, der Eigenständigkeit
und
- der Verantwortung der Mitarbeiter und Amtsleiter
- Bessere Honorierung der Leistungsbereitschaft der Mitarbeiter
und Amtsleiter
Probleme müssen offen diskutiert werden. Die besten Lösungen
ergeben sich im Wettbewerb kontroverser Möglichkeiten.
Erwartungshaltung gegenüber der Politik, Verwaltung und Medien
Erwartungshaltung gegenüber der
Verwaltung
1. Wachstumsstrategie entwickeln, Expertenwissen einbeziehen,
öffentlich vorstellen und diskutieren, Maßnahmenplan
verabschieden und umsetzen
2. Verwaltung den aktuellen und zukünftigen Anforderungen
anpassen, konzeptionelle Vorarbeit leisten, neue Möglichkeiten
der Digitalisierung und Künstlichen Intelligenz nutzen
3. Gezielte Projektarbeit von Frankfurt (Oder) und Słubice, die
auf binationaler und europäische Ebene Attraktivität entfalten
und Unterstützung finden
4. Spektrum der sozialen und kulturellen Angebote modernisieren
und stärker auf junge Generation ausrichten
Erwartungshaltung gegenüber der Kommunalpolitik
1. Klare Erkennbarkeit der Positionen der Frankfurter Parteien,
der strategischen Ansätze und Priorisierungen bei der
Stadtentwicklung
2. Regelmäßige Positionierung der Parteien zur Stadtentwicklung
in der Öffentlichkeit
3. Offener Diskurs zu Wachstumsstrategie, Verwaltung und
relevanten Stadtentwicklungsthemen
4. Aufzeigen der konkreten Unterstützung für die
Stadtentwicklung durch die in der Stadtverordnetenversammlung
vertretenen Parteien
Erwartungshaltung gegenüber den regionalen Medien
1. Aktive Begleitung der Stadtentwicklung mit fachlich gut
recherchierten Beiträgen
2. Hinterfragen der Positionen und Leistungen der Parteien für
die Stadtentwicklung
3. Regelmäßige Überprüfung der Umsetzung der beschlossenen
Strategien
4. Aktiver Dialog mit Bürgerschaft (Foren, Umfragen,
Wortmeldungen u. Ä.)
Oberbürgermeisterwahl als
Chance
Die Wahl der neuen Oberbürgermeisterin oder des neuen
Oberbürgermeisters bietet die Chance einer strategischen
Neuausrichtung der Stadtentwicklung. Die Kandidatinnen und
Kandidaten sollten Ihre Vorstellungen der Wachstumsstrategie
für Frankfurt (Oder) kreativ, strukturiert, priorisiert und
schlüssig der Öffentlichkeit vorstellen.
Sie sollten bereit sein, Projekte nicht nach Zuständigkeit,
sondern nach Nutzen für die Stadt anzugehen.
Sie sollten bereit sein, Risiken in Abwägung mit den Chancen
für die Stadtentwicklung einzugehen.
Sie sollten bereit sein, in ihrer Amtsführung Widersprüche offen anzusprechen und als Triebkraft für die Stadtentwicklung zu nutzen.
Sie sollten Konflikte zwischen Interessengruppen direkt angehen und mit klaren Positionen bei der Lösungsfindung eingreifen.
Sie sollten ihre Position zu einer weltoffenen Stadt und zur grenzüberschreitenden Kooperation mit Słubice und darüber hinaus erklären.
Sie sollten sich erkennbar zu denen in dieser Erklärung genannten Herausforderungen und Herangehensweisen positionieren.
Sie sollten ihre Kompetenzen und bisherigen Erfahrungen nachvollziehbar darstellen, die sie befähigen, die Frankfurter Stadtverwaltung verantwortlich zu führen und die Stadtentwicklung neu auszurichten.
Frankfurt (Oder) den, 22.07.2025