Autor: Tim Müller
Auf dem Weg zu einer neuen Erinnerungstafel für Franz von Gaudy.
Am 19. April des Jahres 1800 wurde in der Oderstadt der Dichter Franz von Gaudy geboren. Sein Geburtshaus befand sich in der Oderstraße 13, unweit der heutigen Einmündung der Kleinen Oderstraße in die Große Oderstraße, und damit in derselben Straße wie das Geburtshaus des Dichters Heinrich von Kleist (1777–1811). Der Vater Gaudys diente in Gaudys Geburtsjahr im Rang eines Majors im Infanterie-Regiment von Zenge in Frankfurt (Oder).
Franz von Gaudys Geburtshaus in Frankfurt (Oder), Oderstr. 13. Die Gedenktafel ist links neben den Fenstern der 1. Etage zu erkennen. Foto: Frankfurter Oderzeitung, Illustrierte der Oder- und Warthezeitung vom 3.1.1926.
Um den Sohn der Stadt Frankfurt gebührend zu ehren, brachte der Historisch-Statistische Verein am Geburtshaus Gaudys im Jahr 1878 eine Tafel mit folgender Inschrift an: „Hier wurde geboren / Franz v. Gaudy / 19. April 1800“. Zwei größere Fragmente der Gedenktafel sind in der Sammlung des Städtischen Museums Viadrina bis heute erhalten geblieben.[1]
Die erhaltenen Fragmente der 1878 am Geburtshaus von Franz
v. Gaudy durch den Historisch-Statistischen Verein angebrachten
Gedenktafel. Die Tafel trug die vollständige Inschrift: Hier
wurde geboren Franz v. Gaudy 1. April
1800
Städtisches Museum Viadrina, Inv.-Nr.
V/K4 12, Foto: Tim S. Müller (2025).
Die Frankfurter Oderzeitung erinnerte noch im Jahr 1928 an das 50-jährige Jubiläum der Anbringung der Gedenktafel am Gebäude.[2] Der nahezu vollständigen Zerstörung der Frankfurter Innenstadt fiel im Frühjahr 1945 auch Gaudys Geburtshaus in der Oderstraße 13 zum Opfer. Zwei größere Fragmente der am Gebäude angebrachten Gedenktafel wurden am 12. Oktober 1967 dem Museum Viadrina übergeben.[3] Der einstige Standort des Geburtshauses wird seit dem Wiederaufbau der Frankfurter Innenstadt als Parkplatz genutzt. Es ist zu wünschen, dass im Bereich der Oderstraße 13 bald wieder an den berühmten Literaten erinnert wird, der im Jahr 1800 in Frankfurt (Oder) das Licht der Welt erblickte.
Auch in Berlin, wo sich Franz von Gaudy nach seiner Armeezeit im Jahr 1834 niedergelassen hatte, gab es bereits im ausgehenden 19. Jahrhundert eine Gedenktafel für den Dichter. Diese wurde in Gaudys 50. Todesjahr, im Jahr 1890, an jenem Wohn- und Geschäftsgebäude in der Markgrafenstraße 17 angebracht, das Gaudy seit 1839 bewohnte und in dem er im Jahr 1840 verstorben war. Zur Berliner Gedenktafel heißt es: „Dieselbe ist aus mattvergoldetem Metall hergestellt und trägt en relief die Inschrift: »An dieser Stätte wohnte der Dichter Franz Freiherr v. Gaudy bis zu seinem Tode am 6. Februar 1840. Seinem Gedächtnisse die Stadt Berlin 1890«.“[4] Die Tafel ist bis 1988 bezeugt.[5] Zu DDR-Zeiten hieß die Straße Wilhelm-Külz-Straße und wurde nach dem Mauerfall wieder rückbenannt. An der Stelle, an der einst das Haus Markgrafenstraße 17 stand, steht heute ein Neubau. Die Gedenkplatte ist verloren gegangen und in keinem musealen oder archivarischen Zusammenhang auffindbar.
[1] Städtisches Museum Viadrina, Inv.-Nr. V/K4 12.
[2] „50 Jahre Gaudy-Gedenktafel“. In: Frankfurter Oderzeitung vom 24.8.1928.
[3] Stadtarchiv Frankfurt (Oder), StAFF 2-121, BA II 711, Bl. 91. Städtisches Museum Viadrina, Inv.-Nr. V/K4 12.
[4] Berliner Tageblatt und Handels-Zeitung: Morgen-Ausgabe vom 9.10.1890.
[5] Herbert Greiner-Mai: Literatur:
Dichter, Stätten, Episoden. 2. Auflage, Berlin 1988.
bibliographischen Nachweis: Tim S. Müller: Franz von Gaudy –
Ein Frankfurter Kopf. Das Projekt Frankfurter Köpfe, in: Doris
Fouquet-Plümacher (Hg.): Franz von Gaudy aus/in Frankfurt an
der Oder. Literarischer Strauß zu seinem 225. Geburtstag am 19.
April 2025, Berlin 2025, S. 43-46.